23.8.2002

Die Farbe des Campus

Wie kann man sich den Campus der Virginia Tech vorstellen?

Stellt Euch vor, Ihr kommt von der “Main Street”, von Süden. Gerade habt Ihr den Downtown-Bereich hinter Euch gelassen und über seine lächerliche Länge von vielleicht 200 Meter gewitzelt. Sodann seht Ihr links, eingefasst von zwei runden Mauerstücken, die Campus-Straße. Sie ist zweispurig, in der Mitte durch einen Grasstreifen getrennt. Rechts und links imposante Gebäude neueren Datums, vor Euch ein Brückenbogen. Überall die Aufschrift “Virginia Tech” und das Wappen.

Stellt Euch vor, die meisten dieser Gebäude sind mit den gleichen groben, graugelben Steinen von außen versehen, Kalkstein. Es ist eine seltsame Mischung aus moderner Architektur und altem Anstrich. Von Ferne sehen einige dieser Bauten fast mittelalterlich aus, mit Türmen und Zinnen. Und so bietet sich an vielen Stellen das gleiche graugelbe Bild, was die Orientierung auf dem doch sehr ausgedehnten Campus auch nicht gerade einfacher macht. Die Quelle dieser graugelben Einheitspracht ist ein Steinbruch hier in Virginia, der wahrscheinlich ein ausgeklügeltes Rabatt-System hat. Der andere Baustil besteht aus rötlichen Klinker-Steinen, erinnert an Industrie-Gebäude, da er auch hauptsächlich an sehr uninteressanten, eckig-klotzigen Gebäuden zu finden ist.

Stellt Euch vor, es ist verdammt heiß. Natürlich nur draußen, sobald Ihr das Innere eines Gebäudes betretet, weht Euch ein kalter Wind entgegen. Das Innere ist dann auch wieder – von einigen Ausnahmen abgesehen – fast mit hiesigen Verhältnissen zu vergleichen. Der vertraute Charme der Korridore und Treppenhäuser lässt ein dezentes Heimat-Gefühl aufkommen, der Mierdel-Bau lässt grüßen.

Stellt Euch vor, es gibt wirklich fast nur Fast-Food. Und der Grund ist auch sofort einleuchtend: alles andere ist viel teurer. Und so sind die meisten Plätze zur Nahrungsaufnahme auch im klassischen “All American Food”-Stil gehalten. Der Pizza-Mensch daneben ist eine willkommene Abwechslung. Aber es soll auch andere Lokalitäten geben, sogar von einer Salat-Theke habe ich gehört. (Anmerkung des Autors: diese anderen Orte existierten zwar, waren aber wirklich sauteuer — da kocht man doch lieber selbst.)

Stellt Euch vor, in der Mitte dieses ausgedehnten, großzügig gestalteten Komplexes befindet sich ein “Drill Field”, wo gelegentlich Soldaten antreten und Zuschauer gebeten werden, doch bitte beim Anblick der Flagge mit die Hand aufs Herz zu legen.