24.7.2005

Henri Cartier-Bresson

Henri Cartier-Bresson — ich liebe diesen Namen. Und nebenbei war er auch noch Fotograf, in der ganzen Welt unterwegs, um den entscheidenden Augenblick einzufangen. La moment decisive. Es regnete später, also hatte wohl auch ich den passenden Moment gewählt, um dem trüben Sonntag doch noch etwas abzugewinnen. Sport und Kultur, denn ich fuhr mit dem Fahrrad, und auf dem Rückweg nach Witikon heißt es immer, sich diesen steilen Berg hochschinden, mein ganz persönliches Tour-de-France-Erlebnis heute.

Henri Cartier-Bresson war auch Franzose, und Fotograf, aber das sagte ich schon. Im Kunsthaus Zürich schaute ich mir eine Ausstellung an, über Bresson und den Bildhauer Alberto Giacometti. Sie kannten sich, waren zweitweise Weggefährten. Bresson machte irgendwann ein Porträt des Bildhauers, wundervolle Schwarz-Weiß-Aufnahmen, sie hingen gleich links nach dem Eingang. Ein Gesicht, so markant. Dunkle Augen, voller Kraft blicken sie einen an. Ein Archetyp.

Die Berührungspunkte zwischen den beiden waren wenige, das angesprochene Portrait, Skizzen in Paris, einige Dokumente. Deshalb erhielt jeder der beiden noch einen eigenen Bereich, in dem er mit seinem Hauptwerk vertreten war. Bresson mit einigen seiner bekanntesten Fotografien, Giacometto mit diesen surrealistischen Statuen, Menschen reduziert auf einen Strich mit riesigen Füßen und markantem Kopf. Ist schlecht zu beschreiben, war mir auch etwas zu abstrakt. Bresson – immer wieder staune ich über die Komposition, alles Schwarz-Weiß, Licht und Schatten, Formen, Menschen, Gesichter – es passt einfach immer.

Voriges Jahr im August fuhr ich nach Berlin, um eine Ausstellung anzusehen, die ausschließlich Bresson gewidmet war. Kurz zuvor war er gestorben, was die mediale Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment auf diesen Fotografen lenkte. Matthias war gerade in Berlin, danach legten wir uns den Tiergarten und pennten. Es war einfach ein zu drückender Tag, die kurze Anstrengung der Ausstellung mit ziemlich vielen Besuchern gab uns den Rest. Wir lagen da und schliefen, die Bilder gingen mir durch den Kopf, alles Schwarz-Weiß, Komposition.